Tischliebe vergeblich

Er hatte seine Depressionen in ein Gefühlshandtuch gewickelt. Das hing nun am Haken.
Es baumelte im Wind, weil das Weltfenster geöffnet war. Es zog. Die Gabeltür war
nämlich auch geöffnet. Sie gab der Waldluft die Gelegenheit, sich in beide Richtungen
hin und her zu bewegen.
Die Situation war dem Versuch geschuldet, seine Schwammliebe loszuwerden. Am schlammigen
Ampelteich hatte er sich verliebt und seine Tischknospe die ganze Zeit angestarrt. Aber die
hatte nur voll Autotrauer auf den Boden geblickt. Schließlich kroch er zu ihr hin, warf sein
Lehrertuch vor ihr auf den Boden und begann, Worte in die graue Stofffläche zu zeichnen.
Mit Wutkreide schrieb er immer wieder:” Ich liebe dich! Ich liebe dich!” auf den grauen Stoff.
Als er es gar nicht bleiben ließ, hat sie ihn mit dem Waldlöffel auf den Kopf geschlagen. Auch
immer wieder. Ich liebe dich . Sie schlug. Ich liebe dich. Sie schlug. Bis er voller Verzweiflung
in die Wutkreide biss und den Mathetisch nach ihr geworfen hat.
Nun kam zuerst die Polizei und später die Depression. Er versuchte zwar, sie mit dem Depressions-
handtuch loszuwerden, aber es hing immer noch dort am Haken, um zu baumeln.
Das Lehrertuch lag auch immer noch auf dem Boden, wo es das “Ich liebe dich!” umschlungen hielt.

Veröffentlicht in Pencildance.