Schreibmuskel 0004

Gestern habe ich mich mit dem haptischen Sinn beschäftigt. Heute möchte ich meine
Aufmerksamkeit dem Hören widmen. Wenn ich meine Wahrnehmungsfähigkeit als Autor
verbessern will, ist es gut, mich mit meinen Sinneseindrücken auseinanderzusetzen.
So denke ich darüber nach, welches Wort ich nehmen kann, um zu beschreiben,
wie Luft oder Gas entweicht: zischen
wie Holz im Feuer brennt: knistern, knacken
wie der Wind durch Bäume weht: rauschen
Aber auch ein Bach kann rauschen.
Wie komme ich zu einer genaueren Beschreibung meiner Höreindrücke?
Ich kann bei den Geräuschen beginnen:
knattern, flattern
und untersuchen, wie sie entstehen.
Motorengeräusch, Flügelschlag
Ich kann Geräusche auch dadurch charakterisieren, dass ich schildere, wie sie
entstehen.
Zerreißen von Papier
Einschlagen eines Nagels
Zucken von Schmetterlingsflügeln
Natürlich kann mein Text auch dadurch lebendiger werden , dass ich
Lautmalereien etwa in Form der Comicsprache einbaue:
ZONG! BOING! ZACK! BRUMM! WAMM! SLAM! WUSCH! KABOOM! WOW! MIAU! SPLASH!
Jedenfalls lohnt es sich, Listen anzulegen, in denen man Ausdrücke für Gehörtes
sammelt, um gegebenenfalls darauf zurückzugreifen.
gluckern, blubbern, plätschern, tropfen, platschen, klatschen etc.

Von diesen Gedanken inspiriert, schreibe ich:

Ein Tropfen fällt und platscht ins Nass.
Konzentrisch kreist’s im Wasserfaß.
Das Wasser gluckert frech am Rand,
wo sich bisher kein Plätschern fand.
Zwei Elstern kreischen, pfeifen, flöten
und wollen kleine Vögel töten.
Man sieht sie auf ihr Opfer starren,
hört, wie sie mit den Krallen scharren.
Ein ZONG! Ein WUSCH! Ein Peitschenknallen!
Schon sieht man Elstern wimmernd fallen,
denn über knirschend morsche Bretter
nähert sich singend unser Retter,
der scheppernd seine Peitsche schwingt,
die so wie Blech auf Eisen klingt.

Veröffentlicht in Pencildance.