Ein Gedicht, das keiner kennt

Ein Gedicht, das keiner kennt,
möchte ins Establishment.
Doch damit hat es kein Glück.
"Geh zurück zu deinesgleichen,
anstatt hier herumzuschleichen!"
weist man es schockiert zurück.
Man behandelt es wie Dreck,
schimpft es aus und jagt es weg.
Das Gedicht in seinem Jammer
schließt sich ein in seine Kammer
und beschließt, aus Trotz, ab nun,
nichts zu tun als auzuruh'n.
Der Beschluss, den es gefasst,
hat der Welt wohl nicht gepasst.
Tage später fällt ihm ein:
"Ich muss realistisch sein!"
und peilt nahe Ziele an,
die es auch erreichen kann!
Schritt für Schritt, man muss es loben,
kämpft es sich ab nun nach oben,
bis es fast ein jeder kennt.
Sogar das Establishment
liegt ihm ehrfurchtsvoll zu Füßen
und will es sehr gern begrüßen.
Das Gedicht erklärt empört, 
dass es nicht dazugehört,
und weist deutlich darauf hin
"...dass ich eben anders bin!
Geht zurück zu euresgleichen,
anstatt hier herumzuschleichen!"
ruft es freudig mit Genuss
und macht mit dem Dichten Schluss!

Veröffentlicht in Über das Schreiben.