Die tickende Narbe


Ich träumte von einer Narbe,
die wie ein geschlossenes Augenlid
auf meinen Bauch gezeichnet war.

Der Verband ruhte darauf
wie ein kleines Bett.

Man hatte mir etwas entnommen
oder irgendwie war es entkommen,
entschwunden in ein Irgendwo.

Ohne zu wissen, was es war,
erschien es mir plötzlich wunderbar
und begann mir quälend zu fehlen,
verloren in irgendein Nirgendwo
mit anderen suchenden Seelen.

Da bohrte ich meine Wunde auf
und wühlte in meinen Gebeinen,
um mich mit diesem verloren Teil
schnell wieder zu vereinen.

Doch ich fand mich nicht
und lief durch die Nacht
über den Klinikflur.
Keiner hat mich gesehen
oder gehört
als nur eine tickende Uhr.
Veröffentlicht in Über das Schreiben.