Der brave Schlaf

Der brave Schlaf will heute nicht erscheinen.
Ich wälze mich hin und her und strecke meine Hände
nach ihm aus, um endlich einschlafen zu können.
Aber er hüpft und tanzt um mein Bett herum: 
"Du kriegst mich nicht! Du kriegst mich nicht!"
ruft er. Ich sehne mich nach der Bewusstlosigkeit,
die der Schlaf über mich legt. Nicht mehr zu merken,
dass man da ist. In der Dunkelheit versinken,
eingepackt in dicke Watte, gepolstert gegen die
Ecken und Kanten der Welt.
Ist man wirklich nicht mehr da, wenn man schläft?
Andere sehen ja noch den Körper, der da liegt und 
atmet, zuckende Muskeln, die im Schlaf wiederholen,
was sie tagsüber getan haben.
Wo bin ich, wenn ich schlafe?
Wenn ich träume, bin ich dann in einer anderen Welt?
Oder ist alles Illusion, was im Traum vor dem inneren
Auge erscheint?
All die Verfolgungsjagden, die Flüge durch erträumte 
Himmel, sind sie ein Teil des Lebens gewesen oder einfach
nur heiße Luft?
Manche Träume hinterlassen ein verändertes Lebensgefühl.
Plötzlich ist da mehr Zuversicht und Hoffnung, das
Gefühl, im Traum erfrischt worden zu sein.
Träume heilen, das ist klar.
Schlaf ist einfach wunderbar.

Veröffentlicht in Pencildance.