Es tut so gut, mal faul zu sein

Es tut so gut,
mal nichts zu tun
und faul
herumzuliegen.
Es ist nur dumm,
dass wir davon
schnell Rückenschmerzen
kriegen.
Es tut so gut,
sich unbeschwert
mit Speisen
vollzuschlagen.
Es ist nur dumm,
dass uns danach
die schweren Pfunde plagen.
Genuss ohne Reue
scheint es nicht zu geben.
Doch wenn wir nach
Ausgewogenheit streben,
vergessen wir schnell
jede Freude am Leben. 
*

Hilfreiche Schichten

Ein winziges Pflänzchen 
im schattigen Wald
ist hungrig und einsam. 
Im Wald ist es kalt.
Die Pilze im Boden 
versorgen es nun
mit Phosphor und Wasser.
Es braucht nichts zu tun.
Es wächst und gedeiht
und wird so bereit,
durch die Chloroplasten, 
die dann ihm wohnen,
die Pilze im Boden 
ganz reich zu belohnen.
Es bildet nun Zucker 
durch kraftvolles Licht
und schickt ihn hinab 
in die hilfreiche Schicht.
Der Handel basiert 
auf geschenktem Vertrauen.
Auch wir sollten auf 
diese Fähigkeit bauen. 
*

Echte Flechten

Die Alge trieb im Meer umher 
und sehnte sich nach Land.
An Land zu kommen war zu schwer,
bis sie die Pilze fand.

"Mein Körper fängt das Sonnenlicht
und speichert Energie.
Soweit ich weiß, könnt ihr das nicht.
Ein Pilz schafft sowas nie!"

"Dann lass uns deine Wurzel sein.
Schenk uns dafür den Sonnenschein
und gib uns seine Kraft!"
So ward es abgemacht.

Sie flochten nun ein enges Band,
das Alge mit dem Pilz verband
im Guten wie im Schlechten.
So wurden sie zu Flechten. 
*

Glückspilz

Wer Glück hat wird gerne ein Glückspilz genannt.
Um Glückspilz zu sein, braucht man keinen Verstand.
Wer Glück hat, ist fröhlich, zufrieden und lacht.
Doch niemand weiß, wer das Glück zu ihm gebracht.

Wer trug es herbei und von welch einem Ort?
Wenn es hier bei mir ist, ist es dann dort fort?
Hat Glück eine Form? Was ist seine Substanz?
Kann man es auch teilen oder wirkt es nur ganz?

Das Glück ist kein Ding, das erst kommt und dann geht.
Es wäre ein Segen, wenn man dies versteht:

Das Glück wächst im Herzen als freundlicher Schein.
Es braucht keinen Anlass, um glücklich zu sein.
Umarme die Welt, wie sie dir g'rad erscheint.
Dann weißt du: genauso ist Glück wohl gemeint.
*


Zombie-Pilz

Der Zombiepilz im Regenwald
verbreitet seine Sporen,
indem er platzt und sie verteilt.
Dazu wird er geboren.

Die Rossameise ist ihr Ziel.
Die Sporen landen wie im Spiel
auf ihr und wachsen dann heran
als Pilz, der kontrollieren kann
und sie geschickt manipuliert,
damit sie auf den Baum marschiert.

Und sie, die stets am Boden war
(zur Sicherheit, das ist doch klar)
klettert nach oben auf dem Baum.
Vom Pilz gesteuert wie im Traum
beißt sie sich nun am Baumblatt fest,
wird für den Pilz zu einem Nest.
Er bildet Sporen, platzt und schwebt,
während sein Wirt zugrunde geht

und landet dann auf dem Insekt,
das nicht weiß, was g'rad in ihm steckt.
*
  

Fliegenpilz

Der Fliegenpilz kam in die Fritten,
nachdem sie ihn erst klein geschnitten
und gut gewürzt gebraten hatte.
"Hier, nur für dich, mein lieber Gatte!"
sprach sie, die beste Frau von allen,
um ihrem Gatten zu gefallen,
damit er nicht zu früh d'rauf kam,
dass er g'rad Pilzgift zu sich nahm.
Hat man 'nen Pilzführer im Haus,
kennt man sich mit den Pilzen aus,
lernt immer wieder was dazu
und hat am Ende seine Ruh'. 
*

Hefepilze

Was Hefe durch die Triebkraft schafft,
begeistert jeden dauerhaft,
denn köstlich schmeckt das Hefebrot.
Der Hefepilz ist jetzt zwar tot,
doch jede Blase, die er warf,
deckt uns'ren täglichen Bedarf
an Feingeschmack und an Struktur
der kunstgerechten Brotkultur.
Der Pilz, das preisen wir auch hier,
schmeckt ebenfalls in Wein und Bier.
Darum sei es hier aufgeschrieben,
dass wir die Kraft der Pilze lieben!
*

Wood Wide Web – Das Internet des Waldes

Viel größer als das Internet
ist das geheime Wood Wide Web,
worin Pilze sich eng vernetzen
und sich in Pflanzenwurzeln setzen.

Das Internet des Waldes spricht
eigene Dialekte
und mancher Pilz bleibt still und stumm,
weil er uns so gut schmeckte.

Kein Baum kommt ohne Netzwerk aus.
Schaut dort ein Pilz zum Boden raus,
lebt unter ihm eine Struktur
aus feinen Fäden der Natur.

Die Fäden heißen Hyphen.
So fein wie Hyroglyphen
leiten sie Elektrizität
von Baum- zu Baumidentität

und warnen so vor der Gefahr,
in der zuvor ihr Nachbar war.
Gemeinschaftlich im Netz verbunden,
zeigen sie, wie wir auch gesunden

durch gute Kommunikation.
Doch sicher wisst ihr das ja schon.
*

Gedanken über Pilze

Ich sammle Gedanken 
zum Text über Pilze.
Manch einer taucht auf 
und fragt listig: "Na, willse
mich jetzt vielleicht haben
und dich an mir laben?"
Doch ich weise alle Gedanken zurück
und suche im Internet nach meinem Glück,
um dort nach Ideen für Pilze zu suchen.
Zunächst will ich einen der Pilze versuchen.
Er schmeckt etwas herb. Mir wird plötzlich ganz mild.
Mein Körper zuckt heftig und tanzt dann ganz wild.
Der magische Mushroom hat mich gebissen
und damit das Steuer schlicht an sich gerissen.
Er fährt mit mir Schlitten
und hat mich geritten.
Die lustvolle Plage
beansprucht drei Tage.
War das eine andere Realität?
Um weiter zu dichten,
ist es nun zu spät.
*