Ein Gedicht braucht starke Nerven

Ein Gedicht braucht starke Nerven.
Es will sich in Schale werfen
und putzt sich gekonnt heraus.
Dann geht's heimlich aus dem Haus.

Erst hat es sich aufgetakelt
und danach herumspektakelt,
auf dem Fest, bei dem Event,
froh, dass keiner es dort kennt.

Es will ja, dass was geschieht,
aber nicht, dass wer es sieht,
packt sich alle Taschen voll 
mit, was keiner sehen soll.

Später kehrt es froh zurück
und denkt sich: "Na, so ein Glück!"
Erst hat es sich ungeniert
schick gemacht und ausstaffiert.

Nun, wieder daheim zu sein,
packt es die Staffage ein,
macht sich für das Bett zurecht
und denkt froh: "Das war nicht schlecht!"

Moni Meloni jagt nachts einen Tiger

Moni Meloni jagt nachts einen Tiger. 
Sie fängt ihn und wird so im Traume zum Sieger. 
Doch als ihr der Tiger dann später entwischt, 
wird ihr das als Schwäche im Geist aufgetischt. 
Wer nachts in den Träumen den Tiger erjagt 
und ihn dann verliert, wird verjagt, wenn es tagt,
denn wer nachts in Träumen den Tiger nicht hält, 
lässt ihn später raus in die ängstliche Welt.