Der Strangulus in meinem Kopf

Der Strangulus in meinem Kopf
hat Deckel auf für jeden Topf.
Für jede Frage, die man stellt,
wird eine Antwort hingebellt.
Der Mann verübt in einer Tour
Gefühlskontrolle/ Denkzensur.
Die Ordnung ist sein höchstes Gut
und Chaos weckt in ihm die Wut,
denn wer nicht kontrollieren kann
ist schwach und darum auch kein Mann.
Ich pfeife auf sein Regiment,
bin jemand, den er gar nicht kennt,
nehm heimlich einen schmalen Steg
abseits von ihm. Geh meinen Weg
und hoffe sehr, er hat nicht Recht,
sonst stürze ich und mir geht's schlecht.

Strangulusse

Herr Strangulus mit seiner Strenge
treibt manchen Dichter in die Enge,
denn er verbietet nicht nur Themen,
die ihn verärgern und beschämen,
er streicht auch Worte aus Gedichten,
die nicht in seine Weltsicht passen
und etwas über das berichten,
was Strangulusse meistens hassen.
Was das wohl sei, könnt ihr euch denken,
drum will ich mir den Hinweis schenken,
sonst werde ich ganz ungeniert
von Strangulus strangululiert.

Happy End

Sie wollte jemanden aufgabeln.
Aber sie fand nur einen ausgekochten Gauner,
der mit allen Wassern gewaschen war.
Er war arm wie eine Kirchenmaus,
hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank
und ging ihr bald auf den Keks.
"Abwarten und Tee trinken!" dachte sie,
denn da lag der Hase im Pfeffer.
Irgendjemand musste ja
die Suppe auslöffeln,
die er ihnen eingebrockt hatte.
Darum wollten sie gemeinsam
am Hungertuch nagen.
Es ging ihnen zwar an die Nieren,
aber am Ende war alles in Butter.

Herr Strangulus

Herr Strangulus will allen frechen
Gedichten ihren Willen brechen.
Er war ja sowieso noch nie
für Freiheit oder Phantasie,
weshalb er diese auch bekämpft.
Jeder Impuls wird gleich gedämpft.
Wer nicht im Gleichschritt mitmarschiert,
wird eingesperrt und stranguliert.
Ein paar Gedichte sind entkommen.
Ich hab' sie bei mir aufgenommen
und werd' es sicher nicht bereuen,
weil sie mich jeden Tag erfreuen.

Mausefalle

Der Käse in der Mausefalle
lockt an, denn er ist kostenlos.
Deshalb verspeisen ihn auch alle.
Die Folgen sind jedoch sehr groß.
Erst wird der Bauch erheblich dicker.
Dann fällt herab das Eisengitter.
Schon sitzt man richtig in der Falle.
Wer fällt bloß darauf rein?
Na alle!

Already burned the boat

Monsieur Töff Töff, an Land gekrochen,
hat alle Brücken abgebrochen.
Er schaut ein letztes Mal zurück
und dann nach vorn.
"Hier ist mein Glück!"
denkt er. 
Und hat sein Boot verbrannt.
Erfreut blickt er ins weite Land.
Voll Hoffnung fühlt er sich und frisch.
Jedoch das Land ist nur ein Fisch,
groß wie ein Wal, auf dem er steht,
und der dann langsam untergeht.

Organzeit

Das Herz hat bestimmt seine eigene Zeit,
in der es pulsiert und durchströmt.
Die Lunge bewegt sich wie Ebbe und Flut,
indem sie mit Luft uns verwöhnt.
Der Darm kontrahiert und entspannt sich dann auch.
Er gluckert und knurrt rhythmisch in unsrem Bauch. 
Der Körper hilft uns, diese Rhythmen zu seh'n
und so das Geheimnis der Zeit zu versteh'n
Organzeit ist frisch und lebendig und rund.
So halten Herz, Lunge und Darm uns gesund.

Zeitlosigkeit

Erst die Geburt und dann der Tod.
Dazwischen Lust und Kampf und Not.
Die Lebenszeit ist wie ein Strich.
Von A nach B reist unser Ich.
Monsieur Töff Töff versteht die Zeit
als Störgeräusch der Ewigkeit.
Er glaubt nicht an die flache Strecke
mit hier:"Gezeugt!" und dort:"Verrecke!"
Die Zeit ist für ihn wie ein Kreis,
der alles zu verwandeln weiß.
Wir schreiten durch ein Labyrinth,
in dem sehr viele Tore sind.
Nur die, die von weit oben schauen,
erkennen Muster und vertrauen
dem Geist, der diese Form gewebt,
und der in allen Formen lebt.
So lebt der Geist auch in der Zeit,
die sich selbst formt in Ewigkeit.
Die Lebenslinie ist ein Raum,
in dem wir uns entfalten,
und unser Raum-Zeit-Lebens-Traum
ist schon in ihm enthalten.
Vertrauensvoll den Raum zu spüren,
wird uns in jene Weite führen,
die uns den Geist erkennen lässt.
Dann feiern wir ein Freudenfest
ganz ohne jede große Not,
geborgen in Geburt und Tod.

Depeschen-Gedicht

Gelassen 
einen Text verfassen
ist manche Tage gar nicht leicht.
Ich könnte
es auch bleiben lassen,
jedoch bin ich darauf geeicht,
Gedichte in mir aufzuspüren
und sie dem Leser zuzuführen.
Natürlich auch der Leserin.
Für beide ist es ein Gewinn.
Liegt ein Gedicht hier auf dem Tisch,
zieh ich es an den Ecken glatt.
Nur gut gebügelt, erntefrisch,
darf es auf dieses weiße Blatt.
Ich bin gewöhnlich drauf bedacht,
dass es hier keine Flecken macht.
Macht es sie doch, kommt's in die Wäsche,
wird stark gebleicht und weichgespült.
Danach ist die Gedicht-Depesche
gewöhnlich ziemlich aufgewühlt.
Ich lass mich davon nicht verwirren,
denn Dichter können sich nicht irren.
Gedichte haben sich zu fügen.
Wer anders denkt, den heiß ich lügen.
Drum, bitte, hiermit viel Vergnügen.

ROSA

Ich möchte ein Gedicht notieren!
Denn kreativ sei jeder Tag!
Drum krieche ich auf allen Vieren
herum. Ob ich eins finden mag?
Hat es sich unterm Tisch versteckt?
Der Boden hier ist ganz verdreckt!
Sind Dichter immer so verschmutzt?
Wie mich der schlichte Dreck verdutzt!
Vielleicht liegt es ja auf dem Schrank?!
Da! Bitte! Endlich! Gott sei Dank!
Ich seh es jetzt denn, mit Verlaub,
es ruhte unter lauter Staub.
"Du hast dich wohl vor mir versteckt!"
So hab ich es zunächst geneckt.
Doch dieser Scherz kam gar nicht an.
Es sah mich angewidert an.
Zudem stank es ganz fürchterlich
und eignete sich nicht für mich.
"Du solltest echt mal putzen,
um deine Zeit zu nutzen!"
brummte es krumm in seinen Bart
und hat nicht mit Kritik gespart.
Nun sitzt es sauber auf dem Bett,
ganz ordentlich und sehr adrett
mit einer Schleife in dem Haar,
die rosa leuchtet. Wunderbar!
Und ROSA heißt auch das Gedicht.
Entzückend!!! Oder etwa nicht?